Frage: Welche Daten sollten im Regelfall transparent gemacht werden und welche Daten könnten leicht dazu benutzt werden, die Relevanz einer Gruppe (z.B. Mitgliederzahl im Vergleich zum Gesamtbetroffenen) kleinzumachen?
Sehr gute und differenzierte Frage — du sprichst damit genau die Gratwanderung an, die viele Patient*innenorganisationen in der Öffentlichkeitsarbeit zu bewältigen haben: Glaubwürdige Transparenz zeigen, ohne sich strategisch zu schwächen.
1. Daten, die im Regelfall transparent gemacht werden sollten
Diese Informationen stärken Vertrauen und zeigen Professionalität, ohne die Organisation unnötig angreifbar zu machen:
Strukturelle Transparenz
- Rechtsform & Satzung: öffentlich zugänglich (zeigt Seriosität und klare Governance).
- Vorstand & Ansprechpartner*innen: Namen, Funktionen, ggf. ehrenamtlich/hauptamtlich.
- Kooperationspartner & Förderer: offenlegen, um Interessenskonflikte zu vermeiden.
Finanzielle Transparenz
- Einnahmequellen: Mitgliedsbeiträge, Spenden, Fördermittel, ggf. Sponsoring.
- Anteil der Mittelverwendung: Wie viel fließt in Projekte, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit.
- Jahresberichte / Finanzberichte: idealerweise mit unabhängiger Prüfung.
Inhaltliche Transparenz
- Ziele & Aktivitäten: Welche Anliegen werden verfolgt? Welche Projekte laufen?
- Ergebnisse & Wirkungen: Qualitative oder quantitative Erfolgsmessung (z. B. Beratungen, politische Erfolge, Reichweite).
- Entscheidungsprozesse: Wie werden Mitglieder eingebunden? Gibt es demokratische Strukturen?
2. Daten, die potenziell nachteilig oder missverständlich wirken können
Diese Informationen sind oft korrekt, können aber die Wahrnehmung der Relevanz oder Stärke einer Organisation verzerren, wenn sie unreflektiert kommuniziert werden.
Mitgliederzahlen in Relation zur Gesamtbetroffenenzahl
Risiko: z.B. 1.000 Mitglieder vs. 100.000 Betroffene ? Eindruck geringer Repräsentation.
Alternative Darstellung:
- Fokus auf Aktivitätsreichweite („Wir erreichen jährlich über 20.000 Betroffene“).
- Betonung von Engagementintensität („Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich über 10.000 Stunden jährlich“).
- Hervorhebung von Kooperationsnetzwerken (Dachverbände, internationale Partnerschaften).
Detaillierte Spender- oder Förderlisten
- Zu viel Detail kann Misstrauen schüren oder Datenschutzprobleme verursachen.
- Besser: Beträge aggregiert angeben oder in Kategorien darstellen.
Einzelfallstatistiken oder -daten ohne Kontext
- Kleine Fallzahlen können den Eindruck von geringer Relevanz erzeugen.
- Statt absolute Zahlen zu nennen, lieber Relationen oder qualitative Ergebnisse betonen.
3. Strategisches Gleichgewicht
| Ziel |
Beispielhafte Maßnahme |
| Glaubwürdigkeit stärken |
Veröffentlichung eines Jahresberichts mit Finanzübersicht, Projektergebnissen und Leitlinien |
| Relevanz betonen |
Kommunikation über Wirkungskennzahlen statt reine Mitgliederzahlen |
| Missverständnisse vermeiden |
Kontext geben: „Unsere Mitgliederzahl spiegelt aktives Engagement wider – zusätzlich erreichen wir online zehntausende Betroffene“ |
Fazit: Für Patient*innenorganisationen ist Transparenz Pflicht, aber Datenstrategie Kür. Offenheit sollte Vertrauen aufbauen, nicht Selbstschwächung ermöglichen. Entscheidend ist, welche Kennzahlen Vertrauen schaffen und welche Zahlen den falschen Eindruck von Bedeutungslosigkeit erwecken könnten.