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Homöopathie im Hangar 7


Anläßlich des Weltfrauentages: Meine Beschreibung ist natürlich immer geschlechterneutral gemeint. Bei der Verwendung von Begriffen wie Ärztin, Scheinmedizinerin usw. ist natürlich auch stets die männliche Bedeutung inkludiert.

Inhalt:

  1. Vorwort
  2. Im Kontext - Hangar 7
  3. Einzelexemplar oder Herdenwesen?
  4. Pseudomedizin: Warum dürfen Ärzte Unsinn behaupten?


Vorwort

Ich wollte das Thema Homöopathie lange Zeit nicht wieder aufgreifen - aus vielen Gründen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Speziell vulnerablen Patienten mit chronischen, nicht ursächlich behandelbaren Krankheiten, Patienten mit seltenen Krankheiten und Patienten am Ende ihres Lebens werden oft Handlungen und Rituale weit außerhalb des Bogens der Medizin angeboten. Das scheint unumgänglich - Betroffene greifen in ihrer Not nach jedem Strohhalm und es gibt jede Menge Anbieterinnen von Glaubens- und Scheinmedizin.

Es regiert das Prinzip Hoffnung und der Placeboanteil einer Behandlungswirkung oder Lebensführung ist ausdrücklich zu fördern und zu begrüßen. Robert Mestel erzählt dazu in seinem Vortrag Wirkfaktoren in der Psychotherapie.

So weit, so gut. Oder auch nicht gut. Es ist eher öd. Selbst als Laie kommt man sich angesichts der vielen Alternativen zur Medizin wie im finsteren Mittelalter vor. Und das komplett Öde zum Qaudrat ist, dass die scheinmedizinischen Heilsversprecherinnen in unserer Region oft als medizinische Koryphäen gehandelt werden. Von Radio, Fernsehen, Printmedien, vielen Entscheidern im Gesundheitssystem und einer treuen, zahlenden Anhängerschaft. Mit dem Totschlagargument, dass eine Ärztin bei medizinischen Fragestellungen immer recht habe, weil sie müsse es ja wissen. Mann (damit mein ich mich) kommt nicht dagegen an, resigniert und baut zumindest die eigene Homepage deklariert "erdstrahlenfrei".

In seltenen Fällen gibt es aber durch motivierende Anlässe doch den entscheidenden Anstoß, in die Tasten zu greifen. Und letzte Woche war wieder so ein Anstoß - gleich aus mehreren Richtungen: Die Sendung "Im-Kontext" und die anschließende Diskussionsrunde auf Servus-TV am 3. März 2018.

Im Kontext - Hangar 7


Am Anfang ward das Licht - in Form einer Projektrecherche von Addendum zum Thema Homöopathie.
Lesens- und anschauenswert.

Auf Servus TV gesendet wurde die 47-Minuten-Reportage Im Kontext: Glaubenssache Homöopathie - Arznei ohne Wirkung?

Nach dem Licht kam dann das Highlight in Form einer Diskussionsrunde im Hangar 7. Eine Diskussionsrunde zum Thema Homöopathie wäre noch nichts Besonderes, da gibt es einige pro Jahr. Aber diese war besonders.


Ungewöhnlich an der Diskussionsrunde war einfach die Darstellung vom Umgang mit Homöopathie, so wie wir ihn im täglichen Leben erfahren. Demaskierend das mangelnde Problembewußsein, nicht nur im Hinblick auf Medizin. Ernüchternd war, so bereitwillig ungeschminkt vor Augen geführt zu bekommen, wie ein ganzer Berufsstand von Verkäuferinnen von Scheinmedizin in Geiselhaft genommen wird.

Einzelexemplar oder Herdenwesen?

Um jetzt bei der Medizin zu bleiben:
Nein, ambitionierte Homöopathinnen sind keine Einzelvertreterinnen einer Mindermeinung, diese Exemplare sind Herdenwesen. Sie sind gut vernetzt und haben offenbar Einfluß.

Obiger Dr. Payrhuber referenziert in seinen Veröffentlichungen auch eine 9-teilige Serie zur Homöopathie, welche im Magazin der Salzburger Ärztekammer erschienen ist.
Von wem der 6-seitige Artikel Tumor Regression durch Homöopathie (med.ium, Ausgabe 4/2018, Seite 32ff) im Magazin der Salzburger ÄK stammt, ist für mich nicht eindeutig erkennbar.

Bei der Gesellschaft der Ärzte kann im Billrothhaus.TV die mit 4 DFP-Punkten ausgezeichnete Fortbildung Homöopathie (Oktober 2014) - eine Veranstaltung des Fortbildungsreferates der Ärztekammer für Wien gemeinsam mit der Gesellschaft der Ärzte - bestaunt werden. Demnächst gibt es auch den Tag der Homöopathie im Billrothhaus (Flyer).

Aber Vorträge zu Homöopathie scheinen bei den Landesärztekammern öfter am Programm gestanden zu sein - wie die Fortbildung zum Stellenwert der Komplementärmedizin (3 DFP) mit z.B. der Behandlung von MS bei der Ärztekammer für Steiermark.

Die österreichische Ärztekammer legitimiert diese Praxis immer noch gegenüber Gesundheitssystem, Öffentlichkeit und vor allem Patienten durch die Vergabe von Spezialdiplomen.

Obwohl - es hat sich schon ein wenig getan. Bei den Ärztetagen - der medizinischen Fortbildung der Akademie der Ärzte - ist bei den Veranstaltungen in Velden die letzten beiden Jahre keine Fortbildung Homöopathie angeboten worden. Allerdings in Grado, wobei die Akademie dort angeblich keinen Einfluß auf das Programm hätte.

Pseudomedizin: Warum dürfen Ärzte Unsinn behaupten?

Nein, dürfen sie nicht.
Angelehnt an Falco: Was soll man dazu sagen - es ist doch alles schon gesagt!

Letzte Änderungen: 2018-05-21