logo: erdstrahlenfrei 13.11.2016

Bevorstehende PARS-Workshops Ärzte und System


Nach der ersten PARS-Schulung letzten Freitag bin ich mit dem Auftrag im Rucksack heimmarschiert, mir zu überlegen, warum sich Ärzte ein Zusammenwirken mit Patientenorganisationen antun sollten.
Zu diesem Zweck gab es gestern bei mir daheim ein spontanes, gruppenübergreifendes Treffen zu dieser Frage. Die einzige Antwortvariante dazu mit hoher Zustimmung war gesellschaftliche Anerkennung (Anerkennung sowohl aus dem jeweiligen persönlichen und professionellen Umfeld, als auch von Patientenseite).

Das Unangenehme ist jetzt speziell, dass Alles, was ich zum Thema zusammenschreiben wollte, eigentlich schon lange zusammengeschrieben ist. Die 4. Wiener Selbsthilfekonferenz fand genau mit dieser zentralen Fragestellung statt - und endete mit einem qualifizierten Schulterzucken des Ärztekammervertreters.

Zum letzten Freitag angerissenen ONGKG-Bereich als Ansatzpunkt zur Selbsthilfe-Zusammenwirkung hab ich auch einen Erlebnisbericht samt angebrachter Ernüchterung.

Natürlich ist meine Darstellungsweise durch einen starken Bias durch die Sicht aus meiner Perspektive geprägt. Andererseits teile ich "meine" Problembereiche doch einigermaßen großflächig mit vielen Gruppen aus dem Bereich der seltenen Krankheiten, wie sich bei meiner "Umfrage" während des SH-Tages 2015 gezeigt hat.
Und zum Thema selten: Auch die Tagesveranstaltung zum NAP.se, die EUROPLAN mit prominenter Besetzung, endete für mich eher desillusionierend.

Der zweite Punkt von hoher Übereinstimmung bei unserer gestrigen Expertenrunde war die Forderung (mit der auch Erich Wolfrum/aktive Diabetiker immer auftritt) nach einem qualifizierten Ansprechpartner für unsere SH-Vertreter-Anliegen. Die zersplitterten Zuständigkeiten bei unseren Gesundheitsdienst-Zuständigen machen zusammen mit der stark verbesserungsfähigen Qualifikationsausstattung betreffend nicht nur seltene Krankheiten ein effektives Zusammenwirken eigentlich unmöglich (in wie vielen unterschiedlichen Kommissionen und Ausschüssen sitzt die Andrea?).

Der dritte Punkt ist ein wenig delikat und ich versuche ihn normaler Weise gerne zu ignorieren oder zu umgehen. Und zwar die Frage nach einer Zertifizierung, nach einen Qualifikationsnachweis für Selbsthilfevertreter.
Egal, welches Qualifikationsschema ich versuche anzuwenden, finde ich sehr rasch ein Beispiel, das eine nach meinen ethischen Gesichtspunkten falsche Unterscheidung von unterstützenswerter und nicht unterstützenswerter Selbsthilfe zeichnet.
Dieses Fehlen eines anwendbaren Qualifikationsschemas trifft aber ebenso auf andere Beteiligte - z.B. auf Ärzte - zu. Auch in diesem Aktivitätsbereich gibt es ein breites Spektrum von Hochqualifikation bis zu feinster Esoterik und Beutelschneiderei.
Ein unrühmliches Thema, von dem ich überzeugt glaube, dass man es nur mit Kultur und nicht mit einem Regelwerk lösen kann.

Zusammenfassend muss ich nochmal sagen, dass ich keine Ahnung habe, wie man Entscheider aus dem Gesundheitsbereich (NICHT einzelne Ärzte) dazu motivieren kann, sich Zusammenwirken mit Patientenrudeln anzutun. Forschung, für die organisierte und motivierte Patientengruppen dienlich wäre, gibt es bei uns praktisch nicht.
In einer Szene aus dem Film Van Helsing fragt Dracula seinen Igor: "Igor, warum quälst du diese Kreatur so?" Und Igor antwortet: "Weil ich das gut kann, Herr."
Vielleicht sollte wir auf die Frage, warum ein Arzt kooperieren sollte, auch schlicht antworten: "Weil er das hoffentlich gut kann und weil es wichtig ist."


Bisherige Texte zum Themenbereich


Die Texte sind chronologisch von unten nach oben geordnet. Besonders die Themenvorschläge spiegeln nicht nur meine eigene Sichtweise, sondern sind letztendlich eine breite Gruppenarbeit geworden.



(Letzte Änderung: 2017-04-10: Absatz "Bisherige Texte" eingefügt)
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